III. Eschatologie_Apokalyptik
Die Eschatologie als Lehre von den letzten Dingen hat die künstlerische Phantasie aller Zeiten angeregt. Apokalyptische Darstellungen koexistieren im Prinzip mit der rein gedanklichen Vorstellung von einem möglichen Ende der Welt.
Während Theologie und Philosophie die Eschatologie und Apokalyptik tendenziell aber nur begrifflich und ideengeschichtlich studieren, stellt sich in der Kunstgeschichte die konkrete Frage nach einer Differenzierung der Darstellung und die anspruchsvolle Frage nach dem ikonischen Logos dieser religiösen Darstellungsinhalte: Lässt sich eine präsentische Eschatologie überhaupt visualisieren oder verbietet ihr ontologischer Status einen konkreten Modus der Sichtbarkeit? Wie würden sich präsentische von zukunftsorientierten Darstellungen der Eschatologie unterscheiden? Wie lassen sich zudem performative von deiktischen Darstellungsmodi abgrenzen? Welche Möglichkeiten (post-)apokalyptischer Narration gibt es seitens der Künste? Wie werden Utopien oder Dystopien im profanen Bereich der Kunst entworfen? Welche Gemeinschaftskonzeptionen („Kollektive“) lassen sich mit eschatologischen und apokalyptischen Zeitvorstellungen in Verbindung bringen?
- Spannungsfeld von Kunst, Religion und Politik
- Ikonographie und Darstellung von Eschatologie und Apokalyptik
- Utopien/Dystopien
- Profanierung und Umbesetzung theologischer Begriffe seitens der Kunst
- Auseinandersetzung mit Katastrophen, z.B. dem Erdbeben von Lissabon 1755, nuklearen Katastrophen, wie in Tschernobyl 1986 oder Fukushima 2011, oder aktuellen ökologischen Krisen, wie dem Klimawandel
- (post-)apokalyptische Narrative in der Kunst
- Differenzierung eschatologischer Zeitlichkeit (eschaton/katechon; Messianismus; präsentische/zukunftsorientierte Eschatologie; Ende/Wende der Zeit)
- Verbindungen von Eschatologie/Apokalyptik mit Thesen zum Ende der Geschichte oder einem „Ende der Kunst“ (Hegel)
Toni Hildebrandt, geb. 1984, Studium der Kunstgeschichte, Musikwissenschaft, Philosophie und Romanistik in Jena, Weimar und Rom, sowie am Istituto Italiano per gli Studi Filosofici in Neapel. 2009/2010 Stipendiat der Universität Bonn im Trinationalen Graduiertenkolleg „Gründungsmythen Europas in Literatur, Kunst und Musik” der Universitäten Bonn, Paris Sorbonne IV und Florenz. 2010–2013 wissenschaftlicher Mitarbeiter am NFS Bildkritik „eikones“ an der Universität Basel. 2013/14 Resident Fellow am Istituto Svizzero in Rom. 2014 Promotion („summa cum laude“) an der Universität Basel bei Gottfried Boehm und Ralph Ubl. 2015–2017 erneut Postdoc des SNF am Istituto Svizzero in Rom. Seit 2014 wissenschaftlicher Assistent an der Abteilung für die Kunstgeschichte der Moderne und der Gegenwart am Institut für Kunstgeschichte der Universität Bern.