Je von Neuem wahrnehmen und deuten! Impulse (einer Ästhetik des Performativen) zum Umgang mit Bedeutungsproduktionen
Mein Beitrag möchte ein Reflexionsangebot auf der Metaebene für die Thematik der Sektion „Transfer_Rezeption“ zur Verfügung stellen. Somit steht nicht vorrangig das Verhältnis von Religion und Kunst im Mittelpunkt sondern das von Kunstwissenschaft und Theologie. Wahrnehmung innerhalb und außerhalb des Bereiches der Kunst ist ein aktiver Prozess, der von Haltungen, Zugangsweisen und Vorannahmen bzw. vorangegangenen Bedeutungsproduktionen abhängig ist. Neueste kunst- und kulturwissenschaftliche Theorien, die vorrangig der „Ereignisästhetik“ zuzuordnen sind, haben dies im Blick. Mit Hilfe der posthermeneutisch eingebetteten „Ästhetik des Performativen“ des Philosophen Dieter Mersch und der Theaterwissenschaftlerin Erika Fischer-Lichte kann beispielsweise das Moment der „Bedeutungsproduktion“ samt seiner „kontinuierlichen Veränderungen“ in den Blick genommen werden. Ja, in diesem Ansatz steckt sogar der Appell, gängige Klassifizierungen und Bedeutungsproduktionen je von neuem zu hinterfragen, um sich dem (Kunst-)Ereignis in seiner Ereignishaftigkeit annähern zu können und die vielfältigen Bedeutungsüberschüsse, die sprachlich nicht erfasst werden können, nicht zu übergehen. Dies führt zu einer angemessenen Haltung (aus theologischer Perspektive darf auf eine „angemessene christliche Haltung“ zugespitzt werden) im Umgang mit dem radikal Fremden bzw. Anderen, was Auswirkungen auf die politische und ethische Praxis hat. Derartige kunstwissenschaftliche und ästhetische Zugänge fordern also zu einem sensiblen Umgang mit Bedeutungsproduktionen jeglicher Art auf und im Dialog mit der Theologie wird deren Relevanz nochmals explizit hervorgehoben.
Sibylle Trawöger (DI (FH) Dr.) hat Bio- und Umwelttechnik in Wels und München sowie Katholische Fachtheologie und Religionspädagogik an der Katholischen Privat-Universität Linz (KU) und der Karl-Franzens-Universität Graz studiert. Seit September 2011 lehrt und forscht sie am Institut für Fundamentaltheologie und Dogmatik der KU Linz. Ihre Forschungsschwerpunkte sind das Verhältnis von Theologie und Spiritualität, Naturwissenschaft und Theologie im Dialog sowie die theologische und interdisziplinäre Auseinandersetzung mit ausgewählten kunst- und kulturwissenschaftlichen Theorien.